von Daniel Sprunger

Interview mit Barbara Bertschi, Resilienztrainerin

Was hat dich motiviert die Weiterbildung CAS Resilienztrainerin zu absolvieren?

Für mich ist und war das „Glas immer halbvoll“ und nicht halbleer“, obwohl ich schon schwere Krankheiten durchlebt habe und meinen Ehemann zu Hause mit Palliativ Care in den Tod begleitet habe.

Woher kommt, dass ich daran nicht zerbrochen, sondern gewachsen bin und das Leben noch reicher geworden ist? Diese Frage hat mich beschäftigt, als ich auf die Ausschreibung zur CAS Resilienztrainerin gestossen bin. Darum habe ich mich für diesen Lehrgang entschieden.

 

Was ist Resilienz?

Der Begriff Resilienz geht auf das lateinische Wort „residier“ zurück. Es bedeutet zurückspringen oder abprallen. In der Materialkunde bedeutet der Begriff Elastizität, Spannkraft und Strapazierfähigkeit. In der Physik bedeutet es, dass ein Körper nach einem Impuls von aussen wieder in den ursprünglichen Zustand zurück geht. Zum Beispiel ein Grashalm im Wind.

In der Psychologie wurde der Begriff in der Pädagogik und Entwicklungspsychologie verwendet und hält nun Einzug in der Arbeits- und Gesundheitspsychologie.

 

Für mich bedeutet Residenz, dass ich durch Herausforderungen, Schicksalsschläge und Krisen gestärkt hervor trete mit einem Rucksack voller „Learnings“, in meinem Leben weitergehe und den neuen Herausforderungen mit mehr Gelassenheit entgegentreten kann. Es heisst nicht, in der Opferrolle zu verharren sondern selbst als Schöpfer das Leben in die Hand zu nehmen.

 

Was sind die Aufgaben einer Resilienztrainerin?

Wir erforschen mit den Klienten zusammen ihre vorhandenen Ressourcen (Kognitive, Emotionale, Körperliche, Soziale und Motivationale). Dann zeigen wir Methoden und Tools, wie neue Ressourcen entdeckt und erlernt werden können, um so das Rüstzeug von Resilienz zu erweitern. Wir machen körperlich erfahrbare Übungen. Dies kann vor, während oder nach dem Erfahren von Herausforderungen, Krisen oder Schicksalsschlägen erfolgen.

 

Beispiel:

  • Klienten können ihre Ziele nicht erreichen, so unterstütze ich diese mit motivatonalen Methoden und Tools.
  • Klienten sind mit Stressmanagement überfordert, so unterstütze ich diese mit körperlichen, emotionalen und kognitiven Methoden und Tools.
  • Klienten scheitern immer wieder an negativen Glaubenssätzen, so unterstütze ich sie mit Methoden und Tools um diese in positive Glaubenssätze umzuwandeln.

Wir führen Workshops zu Themen der Resilienz durch, begleiten aber auch Einzelpersonen in einem Coaching.

 

Woran erkennt man resiliente Menschen?

In einem günstigen Resilienzprozess reagieren Personen nicht passiv auf herausfordernde Lebensumstände, sondern aktiv. Sie suchen eigenverantwortlich Menschen und Gelegenheiten aus, die ihrem Leben eine positive Wendung geben. Im optimalen Fall erfolgt ein positiver Entwicklungsprozess, der mit persönlicher Kompetenzentwicklung einhergeht. Die Person lernt Positives aus einer Herausforderung und ist so besser fürs weitere Leben gewappnet.

 

Was bewirkt Resilienztraining in einem Unternehmen?

Mitarbeitende brauchen ihre Problemlösungsstrategien, sie regulieren ihre Emotionen. Sie sind positiv gestimmt und schauen der Zukunft interessiert entgegen. Sie beachten ihre Work-Life-Balance mit Ernährung, Bewegung, Entspannung, Schlaf und erfüllenden Hobbys. Sie nutzen ihre Kommunikationsfähigkeit, ziehen ihr soziales Netzwerk bei Bedarf hinzu und sind motivations- und zielsetzungsfähig. Das sind alles Kompetenzen, die einem Unternehmen, in einer sich schnell entwickelnden Geschäftsumwelt helfen, erfolgreich zu sein. Wichtig ist zu wissen, eine resiliente Unternehmung baut immer zuerst die Mitarbeitenden auf, dann die Teams und dann die Unternehmung selbst. Da das Thema in die Persönlichkeitsentwicklung geht, ist die „Freiwilligkeit“ und „Begeisterung“ der Mitarbeitenden unabdingbar. Resilienz kann nicht delegiert werden, nicht angeordnet werden und nicht in der Theorie niedergeschrieben werden. Resilienz muss immer erfahren werden.

 

Wie kann Residenz trainiert werden - was wird in einem Training gelehrt?

Es kann auf ein spezifisches Thema ausgerichtet werden, wie zum Beispiel die Motivation eines Zieles in der Zukunft oder der Verbesserung der Stresstoleranz. Es können aber auch generell die eigenen Ressourcen entdeckt werden und dann mit Übungen weiterentwickelt oder neue erlernt werden.

Unser Gehirn lernt ein Leben lang. Das heisst wir können vorhandene Nervenbahren erweitern oder neue entstehen lassen. Denken wir an das Autofahren. Bei unserer ersten Autofahrstunde waren wir total überfordert mit Gang schalten, Rückspiegel schauen, Beschleunigen und Seitenblinker stellen. Nach einem Jahr fahren wir schon Auto im „Autopilot“, wir merken gar nicht mehr wie wir fahren. Das Gehirn hat sich die „Arbeitsschritte“ abgespeichert und braucht diese. So verbraucht das Gehirn weniger Energie. Das ist für unser Überleben wichtig. Stellen wir uns vor, wir müssten alle Arbeiten in einem Tag immer so vollbringen, wie wenn wir diese zum 1. Mal machen würden, wir wären dauernd erschöpft und kämen nicht vom Fleck. Was aber, wenn wir Verhaltensweisen abgespeichert haben, die negativ sind, wie Ängste, negative Glaubenssätze, Stressintoleranz etc.? Dann wird es schwierig. Hier kommt das Resilienztraining zum Zuge. Wir erfahren körperlich, kognitiv und emotional neue Verhaltensmuster und festigen diese durch Übung im Alltag. So legt das Gehirn neue Nervenbahnen an, die nach genügend Übung auch im „Autopilot“ ausgeführt werden können. Eigentlich wie bei einem Muskel. Durch regelmässiges Üben im Krafttraining wird dieser grösser. So ähnlich funktioniert auch unser Gehirn.

 

Das ist positive Psychologie, diese dient der Gesundheit.

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